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Die ungleiche Bezahlung von Frauen ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch ein massives wirtschaftliches Problem. Durch den Gender Pay Gap entgehen Staaten jährlich Milliarden an Steuereinnahmen, das Wirtschaftswachstum wird gebremst, und Altersarmut bei Frauen steigt. Dieser Artikel zeigt die ökonomischen Folgen dieser Ungerechtigkeit und macht Vorschläge, wie eine gerechtere Bezahlung nicht nur Frauen, sondern der gesamten Gesellschaft zugutekommen kann.
1. Wirtschaftliche Gesamtdimension des Problems
Zahlen und Fakten weltweit und in Österreich
- Laut Eurostat lag der unbereinigte Gender Pay Gap in Österreich 2022 bei 18,4 %. Das bedeutet, dass Frauen durchschnittlich 18,4 % weniger verdienen als Männer.
- Global betrachtet verdienen Frauen laut Weltwirtschaftsforum im Durchschnitt 37 % weniger als Männer.
- Laut einer Studie der UN von 2024 kostet die fehlende Investition in Gleichstellung die Weltwirtschaft jährlich 10 Billionen US-Dollar.
➡ Berechnung für Österreich:
- Das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen eines Mannes in Österreich liegt bei etwa 50.000 €.
- Bei einem Gender Pay Gap von 18,4 % verdienen Frauen somit durchschnittlich 41.800 € – also 8.200 € weniger pro Jahr.
- Bei 1,8 Millionen berufstätigen Frauen in Österreich ergibt sich ein jährlicher Kaufkraftverlust von über 14,7 Milliarden Euro.
➡ Weltweit:
- Der weltweite Bruttolohnverlust durch den Gender Pay Gap wird auf 6,3 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt.
- Durch den daraus resultierenden Steuerentgang entgehen Staaten jährlich rund 2 Billionen US-Dollar an Steuereinnahmen.
2. Steuerentgang und volkswirtschaftlicher Schaden
Geringere Löhne für Frauen bedeuten automatisch weniger Steuereinnahmen für den Staat und geringere Sozialversicherungsbeiträge. Das führt zu höheren Belastungen für öffentliche Haushalte.
Steuerentgang durch den Gender Pay Gap
- In Österreich werden durchschnittlich 35 % Einkommensteuer und Sozialabgaben auf Gehälter erhoben.
- Wenn Frauen pro Jahr 14,7 Milliarden Euro weniger verdienen, entgehen dem Staat rund 5,1 Milliarden Euro an Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträgen.
- Hochgerechnet auf 10 Jahre bedeutet das einen Steuerverlust von über 50 Milliarden Euro für den österreichischen Staat.
Weltweiter Steuerverlust
- Global entgehen Regierungen durch die Lohnungleichheit jährlich rund 2 Billionen US-Dollar an Steuern und Abgaben.
- Diese Mittel fehlen für Bildung, Infrastruktur und Sozialleistungen.
Vorschlag:
- Lohntransparenzgesetze stärken: Unternehmen sollten verpflichtet werden, Gehaltsstrukturen offenzulegen.
- Steuerliche Anreize für Lohngerechtigkeit: Unternehmen mit geschlechtsspezifischer Lohngleichheit könnten steuerlich begünstigt werden.
3. Geschwächte Kaufkraft und wirtschaftliche Instabilität
Wenn Frauen weniger verdienen, haben sie auch weniger Geld zum Ausgeben. Das schwächt den Konsum, der eine tragende Säule der Wirtschaft ist.
Auswirkungen auf den Konsum in Österreich
- Der österreichische Privatkonsum macht rund 55 % des BIP aus.
- Wenn Frauen jährlich 14,7 Milliarden Euro weniger verdienen, bedeutet das einen direkten Konsumrückgang um ca. 10 Milliarden Euro.
- Dies trifft besonders Branchen, die stark von weiblichen Konsumenten abhängen, wie Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen.
Globale Auswirkungen
- Weltweit könnte eine Lohnangleichung das BIP um bis zu 10 % steigern.
- In den USA wurde berechnet, dass eine Schließung des Gender Pay Gaps das BIP um 2,6 % wachsen lassen könnte.
- Länder mit hoher Lohngleichheit wie Island oder Schweden haben eine stabilere Wirtschaft und höhere Konsumausgaben.
Vorschlag:
- Mindestlohnanpassung in frauendominierten Berufen: Berufe mit hohem Frauenanteil, wie Pflege und Erziehung, sollten besser bezahlt werden.
- Bessere Kinderbetreuung: Frauen reduzieren ihre Arbeitszeit oft wegen Betreuungspflichten. Kostenlose oder subventionierte Kinderbetreuung könnte Frauen ermöglichen, mehr zu arbeiten und mehr zu verdienen.
4. Lösungsansätze und politische Forderungen
Einige Länder haben bereits bewiesen, dass Maßnahmen gegen den Gender Pay Gap wirtschaftliche Vorteile bringen.
Erfolgsbeispiele:
- Island: Unternehmen mit mehr als 25 Beschäftigten müssen nachweisen, dass sie Lohngleichheit einhalten – sonst drohen Strafen.
- Spanien: Einführung von Lohntransparenzgesetzen und höhere Mindestlöhne für frauendominierte Berufe führten zu einem Rückgang des Gender Pay Gaps.
- Kanada: Einführung eines Elternzeitmodells, das Väter ermutigt, mehr Verantwortung in der Kinderbetreuung zu übernehmen – das reduzierte die Einkommensunterschiede langfristig.
Maßnahmen für Österreich und weltweit
- Lohntransparenz-Gesetze: Unternehmen müssen verpflichtet werden, Lohnstrukturen offenzulegen.
- Höhere Mindestlöhne in frauendominierten Berufen: Pflege, Erziehung und soziale Arbeit sollten deutlich besser entlohnt werden.
- Kostenlose oder bezahlbare Kinderbetreuung: Damit Frauen nicht gezwungen sind, weniger zu arbeiten.
- Steuerliche Anreize für Unternehmen mit Gleichstellung: Firmen mit fairer Lohnstruktur sollten steuerliche Vorteile erhalten.
- Quotenregelungen für Führungspositionen: Frauen in Führungspositionen tragen langfristig zu besserer Entlohnung für Frauen bei.
Fazit
Die wirtschaftlichen Schäden durch geschlechterspezifische Lohndiskriminierung sind enorm – sowohl für die betroffenen Frauen als auch für die gesamte Gesellschaft. Der Gender Pay Gap führt zu massiven Steuerverlusten, verringert die Kaufkraft und schwächt das Wirtschaftswachstum.
Die gute Nachricht: Länder wie Island und Spanien zeigen, dass gezielte Maßnahmen Lohngerechtigkeit fördern und gleichzeitig die Wirtschaft stärken. Es ist höchste Zeit, dass auch Österreich und andere Länder mutigere Schritte in Richtung Einkommensgerechtigkeit setzen – nicht nur für Frauen, sondern für eine gesündere Wirtschaft insgesamt.